Neue "Gigafactory" bei Berlin

Tesla baut E-SUV Model Y in Europa

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US-Elektrohersteller baut erste "Gigafacytory" Europas in der Nähe von Berlin.

Tesla  wird seine europäische Fabrik im Umland von Berlin bauen. Tesla-Chef Elon Musk verkündete das überraschend am Dienstagabend bei der Verleihung des "Goldenen Lenkrads" von "Auto Bild" und "Bild am Sonntag" in Berlin. Das Werk solle in der Nähe des geplanten Hauptstadtflughafens BER entstehen. Der Elektroauto-Hersteller hat erst kürzlich seine erste Produktionsanlage  in China eröffnet .

Die "Gigafactory" soll zunächst den künftigen Kompakt-SUV  Model Y  (Fotos oben), das bei uns bereits vorbestellt werden kann, sowie auch Batterien und Antriebe bauen. Tesla werde zudem ein Ingenieurs- und Designzentrum in Berlin ansiedeln, sagte Musk. "Deutschland baut großartige Autos." Das sein einer der Gründe für die Standort-Entscheidung gewesen.

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Pläne für Europa-Fabrik gibt es schon länger

Tesla hatte schon seit längerem nach einem Standort für eine "Gigafactory" für die Herstellung von Batterien und Fahrzeugen in Europa gesucht. Obwohl auch andere Länder Interesse zeigten, hatte Musk zuvor bereits gesagt, dass Deutschland gute Chancen habe.

Im Gespräch waren aber eher andere deutsche Bundesländer - unter anderem das Saarland und Niedersachsen. Berlin und Brandenburg waren nicht auf dem Radar. Nach "Tagesspiegel"-Recherchen handelt es sich bei dem Standort um eine potenzielle Industriefläche im brandenburgischen Grünheide im Landkreis Oder-Spree südöstlich von Berlin, die bereits einmal im Rennen für die Ansiedlung eines BMW-Werkes war. Brandenburgs Regierungssprecher bestätigte dies nicht. Details zum konkreten Standort wolle Tesla bekanntgeben, sagte er.

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Model Y könnte Teslas Top-Seller werden

Die Fabrik in Deutschland soll nach bisherigen Angaben voraussichtlich Ende 2021 in Betrieb gehen. Musk twitterte in der Nacht zum Mittwoch, das Model Y solle das erste Fahrzeug aus dem Werk sein. Der Kompakt-SUV auf Basis des jetzigen Tesla-Hoffnungsträgers Model 3 könne nach Einschätzung von Experten zum meistverkauften Fahrzeug der Firma werden. Mit dem  Model 3 , das in Österreich aktuell ab einem Preis von gut 46.700 Euro zu haben ist, will Tesla sich einen breiteren Markt erschließen.

Die erste Gigafactory, die bisher nur Batterien produziert, baute Tesla in der Wüste im US-Bundesstaat Nevada. Erst vor kurzem wurde in weniger als sechs Monaten eine Fabrik in China fertiggebaut. Dort sollen bis zu 150.000 Fahrzeuge pro Jahr gebaut werden, zunächst das Model 3, dann auch das Model Y.

Das Model 3 wird bisher im Tesla-Stammwerk in Fremont im Silicon Valley gebaut. Die Fabrik ist so überlastet, dass Musk eine Fertigungslinie in einem Zelt neben den Werkshallen aufbauen ließ. In Europa montierte Tesla bisher in den Niederlanden einige Fahrzeuge der teureren Modellreihen S und X. Musk stellte aber wiederholt klar, er sehe die Zukunft der Firma vor allem im Model 3 und im Model Y.

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E-Pionier mit finanziellen Problemen

Tesla ist ein Vorreiter bei der Elektromobilität, kämpfte aber angesichts teurer und verzögerter Produktions-Anläufe bei neuen Modellen immer wieder mit hohen Verlusten. Zugleich wird praktisch nach jeden Quartalszahlen der Firma diskutiert, ob die Nachfrage nach Elektroautos generell stark genug ist, um Musks ambitionierte Wachstumspläne zu tragen. Auch zeichnet sich wachsende Konkurrenz aus China ab, wo Elektrofahrzeuge massiv vom Staat gefördert werden.

Die Ansiedlung der Fabrik in Deutschland hat auch symbolische Kraft. Tesla wagt sich ins Heimatland der deutschen Premium-Autobauer, die oft um die selben Käufer-Schichten kämpfen - so kommt das Model 3 als direkter Gegenspieler von BMWs  3er-Reihe  daher. Die Deutschen sind gerade auch dabei, ein breiteres Angebot an Elektro-Fahrzeugen auf die Beine zu stellen. Tesla kaufte vor drei Jahren den deutschen Maschinenbauer Grohmann, der auf Fertigungslinien spezialisiert ist.

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Ansiedlung positiv für Deutschland

"Für den Autostandort Deutschland ist Musk Ankündigung eine gute Nachricht", kommentierte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. "Mit der Entscheidung von Elon Musk für Deutschland werden wir gestärkt und die Elektromobilität nimmt mehr Fahrt auf als bei 100 Kanzlergipfeln in Berlin." Zugleich zweifelte Dudenhöffer an, ob die Produktion schon 2021 beginnt - Musk müsse mit den Finanzen haushalten und China habe für ihn Vorrang.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sagte der Deutschen Presse-Agentur nach der Ankündigung: "Das ist eine hervorragende Nachricht für unser Land. Wir haben uns dafür seit längerem in intensiven Gesprächen und mit guten Argumenten eingesetzt. Ich bin glücklich, dass sich Elon Musk für unseren Standort Brandenburg entschieden hat."

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Überraschungsbesuch

Wie die "Welt" berichtete, war Musk überraschend zur Verleihung des "Goldenen Lenkrads" nach Berlin gekommen. Bei einem gemeinsamen Auftritt mit VW-Chef Herbert Diess auf der Preisverleihung zeigte er Verständnis für das ursprüngliche Zögern der deutschen Autobauer bei Elektroantrieben. Es sei schwierig, sich auf eine neue Technologie einzulassen, die sich erst noch bewähren müsse, wenn beträchtliche Ressourcen und Arbeitskraft in traditioneller Technik gebunden seien.

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Tesla Model 3 AWD Long Range im Test

Das 4,70 Meter lange Model 3 wirkt zwar nicht wie aus einer anderen Welt, hebt sich von normalen Fahrzeugen aber doch deutlich ab.

Schweinwerfer wie Klupschaugen und der fehlende Grill lassen den Stromer freundlich blicken.

Die spezielle Form ist der hervorragenden Aerodynamik geschuldet.

Die Heckansicht wirkt durchaus stämmig und passt somit zu den Fahrleistungen.

Wer einmal in einem Model 3 gesessen ist, weiß, wie ein auf das Wesentliche reduzierte Cockpit tatsächlich aussieht.

Ein solches Interieurkonzept ist zwar vergleichsweise günstig zu produzieren, wirkt aber dennoch hochwertig und futuristisch.

Eigentlich gibt es nur ein Lenkrad mit zwei frei belegbaren Bedientasten, zwei Lenkstockhebel und einen 15 Zoll großen Touchscreen.

Der Warnblinkschalter und der SOS-Knopf sind im Dach (vor dem Innenspiegel) verbaut.

Das Platzangebot reicht auch im Fond für Erwachsene völlig aus. Gut an kühlen Tagen: Die Rücksitzbank ist beheizbar.

Normalerweise kritisieren wir immer, wenn Hersteller zu viele Funktionen im Touchscreen unterbringen. Bei Tesla ist das jedoch nicht der Fall.

Obwohl so gut wie alles über das große Display gesteuert wird, klappt das genau so einfach wie am iPhone oder iPad.

Der 15 Zoll große Monitor bietet eine hervorragende Grafik, reagiert extrem flott auf Befehlseingaben (zoomen, tippen, wischen, etc.) und ist sowohl von Fahrer- wie Beifahrersitz aus gut erreichbar.

Besonders beeindruckend ist die Echtzeit-Navigation via Google Maps.

Die Steuerung der Klimaanlage ist besonders innovativ. Hier kann man den Luftstrom per Wichgeste genau dorthin steuern, wo man ihn haben möchte. Tesla-Fahrer...

...haben dank ständiger Online-Anbindung auch Zugriff auf den Musik-Streamingdienst Spotify. Somit stehen rund um die Uhr über 50 Millionen Songs zur Wahl. Die...

...Rückfahrkamera liefert ebenfalls ein tolles Bild und blendet zusätzliche Hilfslinien ein.

Im "Tesla"-Menü finden sich zahlreiche Spielereien. Wer Mitfahrern einen Streich spielen will, kann den "Furzkissen"-Modus aktivieren. Mit diesem...

...lässt sich einstellen, dass es sich so anhört, als hätte ein Mitfahrer - egal auf welchem Platz er sitzt - einen fahren lassen.

Der an sich gut nutzbare, 365 Liter große Kofferraum ist nur durch eine vergleichsweise kleine Luke erreichbar. Die Ladekabel...

...sind im darunter liegendem Fach verstaut. Dank der...

...Elektroplattform gibt es auch unter der vorderen Haube einen 60 Liter großen Kofferraum.

Der Ladeanschluss befindet sich vor dem Rücklicht an der linken Seite.

Vor der Rückfahrt nach Wien haben wir das Model 3 an einer Starkstromleitung (400 V) von einer Restreichweite von ca. 70 km auf eine Reichweite von 500 km aufgeladen. Das dauerte etwas über sieben Stunden. An Teslas Superchargern geht es deutlich flotter.

Nach unserer mehrtägigen Testfahrt kamen wir auf einen Durchschnittsverbrauch von rund 18 Kilowattstunden, was für ein derart großes und schnelles Auto ein sehr guter Wert ist.

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