Auch 110 Jahre nach Gründung

Bugatti zieht reiche Autofans magisch an

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Kundenstamm der exklusiven VW-Tochter ist ziemlich ausgefallen.

Die schnellsten, die edelsten und die teuersten Autos der Welt - der Name Bugatti steht für Superlative. Montiert werden die Luxus-Sportwagen im elsässischen Molsheim nahe Straßburg - da wo der legendäre italienische Ingenieur Ettore Bugatti 1909 sein Unternehmen gründete.

Und genau hier, am historischen Sitz des Unternehmens, wollte der damalige VW-Chef Ferdinand Piëch die Legende Bugatti wiederaufleben lassen, als er die seit Jahrzehnten verwaiste Marke 1998 aufkaufte. Nicht wenige Branchenkenner schüttelten damals den Kopf. Allzu extravagant erschienen ihnen Piëchs Auflagen. Der ehemalige VW-Konzernchef wollte ein Auto mit mindestens 1.000 PS, das mehr als 400 Stundenkilometer schnell und elegant genug ist, "um damit mit meiner Frau zur Oper zu fahren."

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Vom Veyron bis zum "schwarzen Auto"

Allen Unkenrufen zum Trotz kann die exklusive VW-Tochter heute eine beachtliche Bilanz vorweisen. Der in Wolfsburg von rund 200 Ingenieuren konzipierte Zweisitzer Veyron, dessen Produktion im Herbst 2005 begann, war ein Erfolg:  Alle 450 Exemplare fanden Käufer  - zum stolzen Stückpreis von rund zwei Millionen Euro. Vom den geplanten 500 Exemplaren des  Chiron , der ab 2,4 Millionen Euro zu haben ist, sind bereits 400 Stück verkauft. Das neue Modell  Divo , dessen 40 Exemplare rund fünf Millionen Euro kosten, ist schon ausverkauft - obwohl die Montage noch gar nicht begonnen hat.

Und beim letzten Genfer Auto-Salon gelang dem Autobauer, der heuer sein 110-jähriges Bestehen feiert, ein Marketing-Coup: Er präsentierte " La Voiture Noire " ("das schwarze Auto") mit 1.500 PS, das optisch dem legendären Bugatti Type 57 SC Atlantic aus den 1930er Jahren gleicht. Das Einzelexemplar ging für 16,7 Millionen Euro an einen anonymen Sammler. Gerüchte, wonach es sich dabei um den 82 Jahre alten Ferdinand Piëch handelt, bestätigt bei Bugatti niemand.

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Viersitzer in Planung

Auch an neuen Ideen fehlt es nicht in dem Unternehmen, das heute in Wolfsburg und Molsheim gut 300 Mitarbeiter beschäftigt. Angedacht werde ein erstes Modell mit vier Plätzen, ein Wagen der Luxusklasse, aber für den täglichen Gebrauch, erläutert der Präsident der Bugatti Automobiles S.A.S, Stephan Winkelmann. Auch ein Elektro-Bugatti sei eine Option. Es gebe diesen Trend, und Bugatti solle diesen nicht versäumen.

Besonders stolz ist Winkelmann darauf, dass der Luxus-Autobauer im vergangenen Jahr erstmals Gewinne eingefahren hat. Angaben zu Umsätzen und Profiten macht er freilich nicht - sie gehören zu den wohlgehüteten Betriebsgeheimnissen, genau wie die Namen der betuchten Kunden. Laut Unternehmenssprecher Tim Bravo hat Bugatti weltweit an die 400 Stammkunden, vor allem in den USA, in Europa, Japan und im Mittleren Osten. Rund 80 Prozent der Käufer sind superreiche Unternehmer, die anonym bleiben wollen.

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Drei Jahre Wartezeit

Wer einen Bugatti erstehen will, braucht nicht nur das nötige Kleingeld, sondern auch Geduld: Die Wartezeiten liegen derzeit bei rund drei Jahren. In der Molsheimer Montagehalle gibt es nämlich weder Fließbänder noch Roboter. 25 Mechaniker montieren die Wagen Schraube für Schraube per Hand, meist in Zweier-Teams.

Die einzelnen Bauteile kommen vor allem aus Europa. Die Motoren werden in der Bugatti Engineering GmbH in Wolfsburg gebaut, die Getriebe in Großbritannien, die besonders leichten und besonders teuren Karbon-Karosserien aus Italien. Das Leder für die Sitze stammt von Rindern, die in den österreichischen Alpen gezüchtet werden - in einer Höhe, wo es kaum Insekten gibt. "So hat das Leder keine Insektenstiche", erläutert Bravo.

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Fertigung dauert 8 Wochen

Im Durchschnitt dauert es acht Wochen, bis ein Wagen montiert ist. Nach einer minutiösen Endkontrolle werden die bis zu 430 Stundenkilometern schnellen Flitzer getestet - auf der Startbahn eines nahegelegenen Flughafens. Dass sie selbst gar keine Gelegenheit haben, so schnell zu fahren, ist den Käufern offenbar egal. "Niemand braucht einen Bugatti", betont Bravo. Die meisten Kunden seien passionierte Auto-Sammler, die ihre Bugattis gar nicht oder selten fahren. Durchschnittlich bringen es die Luxus-Karossen jährlich auf etwa 1.400 Kilometer.

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